« Back to Glossary Index

Heuristik, die zeigt, wie tragfähig Freiheit in Beziehungen ist. IDI = min(Autonomie, Verbundenheit) × 2 → Engpass bestimmt die Gesamtwirkung (0–20).

Definiton

Der Interdependenz-Index (IDI) ist ein praktischer Arbeitsgriff zur Einschätzung, wie gut Autonomie und Verbundenheit in einer Person, einem Team oder einer Gemeinschaft zusammenwirken. Er folgt dem Engpassprinzip: Die schwächere Dimension limitiert die Gesamtwirkung.

Formel & Skala

IDI = min(Autonomie, Verbundenheit) × 2

Skala: 0–20

Autonomie (0–10): realer Spielraum für Prioritäten, Nein-Sagen, Tempo, Ressourcen.

Verbundenheit (0–10): Qualität von Vertrauen, Absprachen, Hilfe, fairer Konfliktklärung.

Das „× 2“ streckt die Skala auf 0–20 (lesbarer, feiner differenziert). Optional als Prozent: IDI% = IDI × 5

Warum Minimum statt Durchschnitt?

Der Durchschnitt kaschiert Engpässe ((9+3)/2 = 6 wirkt „okay“). Das Minimum macht den limitierenden Faktor sichtbar und damit handlungsleitend: immer zuerst die schwächere Seite stärken.

Messung (zwei Wege)

Quick-Rating (30 Sekunden):
Beide Dimensionen spontan 0–10 einschätzen → Formel anwenden.

Solider Mini-Check (5–7 Minuten):
Je 5 Aussagen pro Dimension von 0–10 einschätzen, Mittelwert bilden → Formel anwenden.

Beispiel Autonomie-Items: Prioritäten setzen, Nein sagen, Tempo steuern, Ressourcen zugänglich, Initiativen starten.

Beispiel Verbundenheit-Items: Gesehen werden, klare Absprachen, Verlässlichkeit, Hilfe geben/nehmen, Konflikte würdevoll klären.

Beispiele (Interpretation)

A=8, V=3 ⇒ min=3 ⇒ IDI=6/20 → fragil: autonom stark, aber wenig Verbundenheit; Fokus: Rituale/Absprachen.

A=6, V=6 ⇒ IDI=12/20 → funktional: beides solide, Raum nach oben.

A=4, V=7 ⇒ IDI=8/20 → zäh: freundlich verbunden, aber wenig Entscheidungsspiel; Fokus: Kompetenzen/Ressourcen klären.

A=9, V=9 ⇒ IDI=18/20 → robust: halten, nicht überfrachten.

Schwellen

0–7: fragil – hohe Reibungsverluste.

8–13: funktional – läuft, aber knirscht.

14–20: robust – gute Balance.

Anwendung (Mini-Checkliste)

  1. Messen: A & V bestimmen → IDI rechnen.
  2. Engpass zuerst: A < V? → Rollen, Ressourcen, Nein-Sagen absichern. V < A? → leichte Koordinations-Rituale, Feedback-Standards (O-I-B), Konsent-Entscheiden.
  3. Tracken: monatlich wiederholen (gleicher Kontext), Trend beobachten (hoch/gleich/runter).

Grenzen

Der IDI ist keine psychometrisch validierte Skala, sondern eine heuristische Leitplanke. Er ersetzt nicht Gespräche, Daten oder Verfahren – er fokussiert sie.

Verwandte Begriffe

Interdependenz (Bezugsethik), Engpassprinzip, Externalitäten, Konsent, Rituale/leichte Constraints, Verfahrenskompetenz.